Ich bin ganz neu hier in der Runde - habe beim Lesen schon viele nützliche Informationen zum Arbeiten mit Capella gefunden, vielen Dank an all die Kundigen hier!
Trotz eifrigen Suchens im Netz, hier in den Beiträgen und in der Hilfefunktion von Capella stehe ich gerade vor einem Rätsel und weiß nicht, wie ich es lösen kann. Ich habe ein Stück in Mensuralnotation eingegeben und möchte jetzt den Zeilenumbruch machen. Bloß: Capella macht das nur dann richtig, wenn alle Stimmen in einem Takt auf "1" gleichzeitig einen neuen Ton ansetzen. Dank zahlreicher Überbindungen (die in Mensuralnotation eben nicht mit Haltebögen notiert sind) gelingt das natürlich nur sehr selten! Sowohl beim manuellen Setzen von Zeilenumbrüchen als auch mit der Funktion "Partituraufteilung" verschieben sich im zweiten System die Taktstriche gegeneinander. Um das auszugleichen, müssten "stumme", unsichtbare Pausen eingefügt werden, eine idiotische Krücke. Schreibt man dasselbe Stück in Normalnotation mit Haltebögen, tut's wie gewünscht - aber ich brauche das eben in Mensuralnotation.
Wahrscheinlich stelle ich mich nur zu blö an (obwohl ich nie blond war) ... falls ja, seht es mir bitte nach und helft mir auf die Sprünge!
Zitat von CellistinaIch habe ein Stück in Mensuralnotation eingegeben
Capella kennt keine Mensuralnotation, Du hast wahrscheinlich normale Noten so geformt, dass sie wie Mensuralnoten aussehen?!
Capella setzt Noten nach modernem Notensatz, da müssen alle Takte in allen Stimmen komplett gefüllt sein (notfalls mit Pausen, notfalls mit unsichtbaren Pausen), sonst gibt es die genannten Probleme.
Mehr kann ich ohne Kenntnis Deines Notensatzes nicht dazu sagen.
Zitat von NobbieCapella kennt keine Mensuralnotation, Du hast wahrscheinlich normale Noten so geformt, dass sie wie Mensuralnoten aussehen?!
Da habe ich mich ungeschickt ausgedrückt: wenn man im Mustersystem "Mensur-Taktstriche" einstellt, dann kann man überhaupt solche übergehaltenen Noten schreiben. Mit normalen Taktstrichen bestreikt das Programm das, man muß mit Haltebögen arbeiten.
Zitat von NobbieCapella setzt Noten nach modernem Notensatz, da müssen alle Takte in allen Stimmen komplett gefüllt sein (notfalls mit Pausen, notfalls mit unsichtbaren Pausen), sonst gibt es die genannten Probleme.
Klingt also, als müßte ich die "Krücke" verwenden. Danke Dir!
Zitat von CellistinaDa habe ich mich ungeschickt ausgedrückt: wenn man im Mustersystem "Mensur-Taktstriche" einstellt, dann kann man überhaupt solche übergehaltenen Noten schreiben.
Kann man auch nicht, offensichtlich hast Du nur die Notenzeilen falsch eingestellt, die Mensuraltakte darf man nicht einzeln pro Zeile festlegen (dann wird nämlich gar kein Takstrich angezeigt und man sieht gar nicht, dass Capella das nicht verarbeiten kann), sondern man muss im Mustersystem mindestens zwei Zeilen markieren und dann die Mensuraltakte einstellen - und dann sieht man bei falscher Taktfüllung sofort, dass die Taktstriche nicht regelmäßig nach eingestelltem Takt stehen, sondern am Ende der ggf. zu langen Endnote eines Takts. Es wird NICHT die Note in den nächsten Takt verlängert.
Capella erwartet gefüllte Take und ich sehe es nicht als Krücke, Capella ist ein modernes Notensatzprogramm für neuzeitliche Noten. Und da gibt es keine Notenwerte, die über den Taktstrich hinausgehen. Du kannst höchstens versuchen, gar kein Taktmaß einzustellen für alle Zeilen (bei "Schlüssel, Tonart, Takt.." "kein Takt" angeben, dann kannst Du alle Noten hintereinander schreiben, dann gibt es keine Taktstriche. Aber in dem Moment, wo Du 4/4 oder so angibst, wird Capella kollidierende Taktstriche schreiben bzw. die Noten verschieben.
Ansonsten müßtest Du eine Software kaufen, die das besser kann.
vielleicht kann ich was zur Lösung dieser Frage beitragen. Zuerst mal ist diese Frage nicht so dumm, wie aus den bisherigen Antworten geschlossen werden könnte.
Capella kennt Mensur-Taktstriche, und seit Version 7 wird auch als neue Funktion beworben, dass die Striche auch korrekt unter überbundene Noten gesetzt werden, die sozusagen "über den Takt hinausgehen". Das funktioniert allerdings nur innerhalb einer Akkolade / eines Systems. Sobald ein Umbruch an der Stelle einer überbundenen Note erfolgen soll, muss man auf die bisherige Trick-Lösung zurückgreifen: Angenommen, es steht in einem 4/4-Takt auf 4 eine Halbenote, die umbrochen werden soll. Die einfachste Lösung (praktiziere ich auch häufig) ist es dann, an dieser Stelle zwei Viertelnoten mit Haltebogen (=-Taste) zu machen, anschließend die beiden Noten zu markieren und unsichtbar zu formatieren. Jetzt mit dem Cursor vor die erste (unsichtbare) Note gehen, und dann ein über das Musiksymbol-Fenster (Umsch+Alt+S) eine Halbenote einfügen und diese entsprechend auszurichten (rechte Maustaste - Lage - Vertikale Lage bezieht sich auf - Äußerste Note). Zugegeben, das ist nicht so bequem, wie ein "normaler" Umbruch, aber es funktioniert – auch und sogar mit einem "modernen Programm für modernen Notensatz". Wenn Du noch Fragen hast, einfach fragen ...
Die Notation mit Mensurstrichen mag zwar heute nicht mehr so üblich sein, es gibt aber immer noch Gründe, sie einzusetzen bzw. warum auch ein Programm wie Capella sie können sollte (warum hätte Capella sonst mit Version 7 diese Funktionalität teilweise ergänzt?). Nicht zuletzt an der Uni können sich viele Studenten kein Finale oder Sibelius leisten (auch nicht die Studentenversionen). Hier geben wir an unserem Institut z.B. auch Anleitungen, wie man in Capella solche Probleme lösen kann. Und da brauche ich kein teureres Programm als Capella – nur der Lösungsweg ist ein anderer.
Zitat von faweZuerst mal ist diese Frage nicht so dumm, wie aus den bisherigen Antworten geschlossen werden könnte.
Sorry, aber das ist wirklich skurril. Ich habe überhaupt gar keine Wertung in irgendeiner Form abgegeben, aber es steht (nicht von mir!) die Behauptung im Raum, Lösungen mit Taktausgleich u.a. (und Hand aufs Herz: deine Lösung mit unsichtbaren Haltenoten usw. ist genau von der "gerügten" Art) wären "eine idiotische Krücke". Also bitte nicht Ursache und Wirkung verwechseln.
Zitat von faweSobald ein Umbruch an der Stelle einer überbundenen Note erfolgen soll, muss man auf die bisherige Trick-Lösung zurückgreifen:
Und exakt diese "Tricklösung" bezeichnet die Cellistina als "idiotische Krücke". So sieht es aus.
Zitat von faweDie Notation mit Mensurstrichen mag zwar heute nicht mehr so üblich sein, es gibt aber immer noch Gründe, sie einzusetzen
Die einzigen Gründe sind (wie auch hier) für den praktischen Musiker unbrauchbare Studienarbeiten an Universitäten. Für den eigentlich Sinn, nämlich schlicht Noten nach heutigen Standards zu setzen, bringt das gar nichts.
Zitat von fawebzw. warum auch ein Programm wie Capella sie können sollte (warum hätte Capella sonst mit Version 7 diese Funktionalität teilweise ergänzt?).
Das sehe ich in der Praxis ganz und gar nicht so, Capella ist ein äußerst günstiges Notensatzprogramm mit leider nach wie vor schweren Mängeln auch im modernen Notensatz. Bevor nun solche extrem seltene Randprobleme gelöst werden, sollten die ernsten vorhandenen Probleme gelöst werden. Aber das ist leider seit eh und je die Produktpolitik von Capella, die unwichtigen Dinge zu implementieren und nicht die Lösungen für echte Probleme zu liefern.
Zitat von faweNicht zuletzt an der Uni können sich viele Studenten kein Finale oder Sibelius leisten (auch nicht die Studentenversionen).
Die Aufgabe von Capella ist mit Sicherheit nicht, die sonderlichen Studienprobleme von Universitäten zu lösen und mit günstigen Preisen zu bewerben, sondern für normale Anwender (wie mich) es zu ermöglichen, standesgemäße Notensätze nach heutiger Definition zu ermöglichen. Wenn Universitäten resp. Professoren der Meinung sind, sie müßten besondere Anforderungen an kommerzielle Notensatzprogramme stellen, die in der Praxis so gut wie keine Rolle mehr spielen, dann müssen sie sich den Vorwurf gefallen lassen, weltfremd zu denken (was für Professoren durchaus keine Seltenheit ist). Faktisch spielt Mensuralnotensatz auf dem aktuellen Notenmarkt keine Rolle mehr - und wenn das jemand unbedingt haben muss, kann er es ja gerne selbst programmieren.
Zitat von faweUnd Dein Tonfall ist leider auch weltfremd.
Entschuldigung - hätte ich "idiotische Krücke" verwenden müssen, um nicht "weltfremd" zu sein? Wieso verteidigst Du einen wildfremden Forenneuling, der (die) per se die zur Rede stehende Software als "idiotische Krücke" bezeichnet? Und definitiv damit auch die von Dir vorgeschlagenen "Tricks" inkludiert?
Das findest Du wirklich zielführend und angebracht?
Heidenei! Also: "idiotisch" nehme ich gern zurück und tausche gegen "umständlich" oder "lästig".
Es mag ja sein, daß Mensuralnotation eine geringe Rolle spielt - aber wenn man sich für alte Musik interessiert, ist das eindeutig mehr als eine Randerscheinung und beileibe nicht auf "sonderliche" Studienarbeiten an als offenbar sehr elfenbeintürmern empfundenen Universitäten beschränkt. Auch wer Studienarbeiten schreibt, kann sehr wohl ernsthaft praktizierende/r Musiker/in sein.
@Nobbie: Dein Tonfall ist wirklich sehr dazu geeignet, wildfremde Foren-Neulinge schnell wieder zu vertreiben. Und ich habe natürlich NICHT das komplette Capella als idiotisch bezeichnet! Ich arbeite sehr gern mit dem Programm und war nur von dem seltsamen Verhalten beim Einfügen von Zeilenumbrüchen einigermaßen verwirrt. Und als noch nicht so versierte Anwenderin frage ich mich dann natürlich zuerst, ob ich irgendwas falsch gemacht habe und habe gewagt, hier zu fragen. Werd ich demnächst bleibenlassen, vielen Dank auch.
@ fawe: Vielen Dank! Auch für die Ehrenrettung ...
Ich würde sagen: NUR NICHT ENTMUTIGEN LASSEN! Zum Fragen sind Foren schließlich da, und die anderen Forenteilnehmer helfen auch immer gerne. Gerade wenn man spezielle Fragen hat, sucht man ja bei anderen Rat und Hilfe! (Und Verbesserungsvorschläge können sowieso nie schaden.)
ich schließe mich Anton an: Nur nicht unterkriegen lassen! Es ist die Eigenart von Foren, dass es solche und solche Antworten bzw. Meinungen gibt.
Seit weit über 15 Jahren arbeite ich immer wieder intensiv mit Capella und habe dabei schon ziemlich viele Aufgaben bekommen und gelöst. Und die Praktiker aller musikalischer Epochen unter den Notensatzempfängern waren meist (bis auf ein paar übliche Verdächtige) höchst zufrieden damit. Mit ihren eigenen Programmen sind sie nämlich nicht so weit gekommen. Es kommt immer auf die Aufgabe und das Ziel der Arbeit an. Und dass man mit Capella nicht die Vorgaben aus Elaine Goulds Buch erfüllen kann, sollte einem bei dem Preis auch klar sein. Schließlich fordere ich auch nicht in LibreOffice die typographische Kompetenz von InDesign ein. Ich bin übrigens kein weltfremder Professor (von denen ich in der Musikwissenschaft auch nur ein paar wirklich exotische Exemplare kenne), sondern als gnadenloser Praktiker an der Uni und in meiner Pfarrgemeinde als Chorleiter tätig. Seit meinem Studium beschäftige ich mich u.a. intensiv mit Notentypographie durch die Jahrhunderte - und inzwischen v.a. damit, was davon für welchen Zweck notwendig bzw. sinnvoll ist, und wie man dieses Ziel am besten erreicht.
Herzliche Grüße aus dem turris eburnea eines seit über 15 Jahren für die Praxis unbrauchbaren Capella-Notensatz herstellenden Theoretikers pa:
Zitat von faweSeit weit über 15 Jahren arbeite ich immer wieder intensiv mit Capella und habe dabei schon ziemlich viele Aufgaben bekommen und gelöst.
Siehst Du, ich habe auch in den letzten 15 Jahren massenhaft (aus meiner Sicht sehr gute) Noten mit Capella erstellt (sicherlich weit über 1.000 Seiten, darunter selbst so umfangreiche Werke wie die komplette h-moll Messe, alle Bach Motetten, mehrere Orgel und Chormessen, Bruckner e-moll Messe, Monteverdi, Palestrina, Vidor, Kodaly, Vierne,Vaughan Williams und vieles vieles vieles mehr) und das Einfügen unsichtbarer Pausen gehört zum allerselbstverständlichsten Handwerk in Capella, EGAL was man erreichen will. Ohne dieses Hilfsmittel ist Capella (in mehrstimmigen Notenzeilen) nicht vorstellbar.
Und dann erlaube ich mir, den Tonfall "unangemessen" zu finden, wenn jemand ganz neu in ein Forum kommt und als allererstes diese (absolut selbstverständliche) Methode als "idiotische Krücke" bezeichnet. Da muss man nicht überrascht sein, wenn Altanwender sich möglicherweise auf die Füße getreten fühlen.
Ich empfehle aber nach wie vor im konkreten Fall den Versuch, komplett ohne Taktmaß auszukommen. Das könnte (leider kann ich das gewünschte Werk ja nicht sehen) durchaus zum Erfolg führen.